Was heißt “erfolgreicher MOOC”? Interview mit Lehrerin Christina Schollerer

ECO hat erfolfgreiche MOOC Herstellerin Christina Schollerer befragt.

Wann haben Sie angefangen MOOCs anzubieten und gab es einen konkreten

Anlass dazu?

“Das Konzept zu unserem MOOC “The Future of Storytelling” entwickelten wir im

Frühjahr 2014 im Rahmen des MOOC Production Fellowship Wettbewerbs des

Stifterverbands und iversity.

Wie konzipiert man einen erfolgreichen MOOC? Woran machen Sie den

Erfolg fest?

“Gegenfrage hier: Was heißt “erfolgreicher MOOC”? Bzw. Was wertet man als Erfolg?

Das muss jede/r zunächst für sich selbst klären. Unser MOOC ist mit 93.000

eingeschriebenen Studierenden sicher bis dato einer der größten Europas. Dennoch

waren uns bei der Konzeption qualitativer Aspekte viel bedeutender als quantitative.

Unser Ziel war es, zu einem Thema, das uns als Team fasziniert ein transmediales

Lernerlebnis zu schaffen, wie wir es selbst gerne sehen bzw. Erleben würden. Das

schließt sowohl die Leidenschaft der Lehrenden für das Thema, professionelle

Konzeption und Umsetzung und die bestmögliche Interaktion mit den Studierenden

ein, wie auch, sich nicht zu ernst zu nehmen und das Ganze auch mit einer Prise

Humor und Herz zu gestalten. Besonders wichtig für das Gelingen unseres Kurses

waren aber die Studierenden und ihr Engagement. Uns ist es glücklicherweise

gelungen, sehr viele, sehr talentierte, kreative, neugierige und engagierte

TeilnehmerInnen zum aktiven Mitmachen einzuladen. Ein MOOC wie der unsere hat

also von der hohen, aktiven Teilnehmerschaft enorm profitiert und somit haben sich

Umfang und Qualität in diesem Punkt gegenseitig bedingt.”

Wie ist Ihre Erfahrung: Die Quote derer, die einen MOOC erfolgreich

abschließen, ist in vielen MOOCs sehr niedrig. Wie könnte man erreichen,

diese Rate zu steigern?

“Unser MOOC war nie darauf ausgelegt, TeilnehmerInnen zu einer finalen Prüfung o.ä.

zu führen, sondern vielmehr, sie auf dem weiten Gebiet des Storytellings zu schulen

und zu inspirieren. So bauen die Kursvideos zwar einerseits aufeinander auf, können

andererseits jedoch bewusst auch als „Einzelhäppchen“ zu bestimmten Thematiken

rezipiert werden, falls sich einer unserer sog. ”

“StoryMOOCer zum Beispiel nur für einen bestimmten Themenaspekt interessiert. Mein Interesse liegt vielmehr in einem

fortgeführten Bildungsformat, als einem abgeschlossenen Kurs, eventuell am ehesten

vergleichbar mit einer „ersten Staffel“ eines Serienformats, bei dem es auch nicht

immer darum geht „abzuschließen“ oder ein Zertifikat zu erwerben. Die Teilnahme

an unserem MOOC war kostenlos, freiwillig und die Inhalte sind über YouTube noch

immer erreichbar.  Zahlen Studierende für einen Kurs eine Gebühr, wird der Kurs mit

ECTS-Punkten oder Zeugnissen belohnt und ist nach einer bestimmten Zeit nicht

mehr erreichbar, kann die Quote der „Absolvierenden“ deutlich gesteigert werden.”
MOOCs stehen zum einen für offenes und selbstgesteuertes Lernen. Zum

anderen wird in MOOCs immer mehr auch Austausch mit den Teilnehmern

bzw. Moderatoren in z.B. Foren gefordert. Wie könnte man Ihrer Meinung

nach die Aktivität der Teilnehmer in dieser Richtung fördern? Und ist das

überhaupt passend im Rahmen eines MOOCs?

 

“Im Rahmen unseres StoryMOOCs war der Austausch der Studierenden untereinander

und mit dem MOOC-Team ein essentieller Bestandteil des Kursablaufs. Nicht jeder

MOOC muss ein cMOOC sein oder Wert auf diesen Austausch legen, möchte man

jedoch den Austausch fördern, ist es wichtig, der Kommunikation Raum zu geben,

d.h. passende Netzwerke und Plattformen einzubinden, gegebenenfalls auch über die

konkrete MOOC-Plattform hinaus. So lief unser Kurs beispielsweise auf iversity,

zusätzliche Inhalte und Kommunikationswege schufen wir jedoch via YouTube,

Facebook, Twitter und ZeeMaps. Notfalls suchne sich die Studierenden den Weg zu

ihren Kommunikationsplattformen auch selbst. So organisierten sich bei uns schnell

auch regionale Lerngruppen zu lokalen Treffen, wie z.B. in Berlin, München und Paris.
Der MOOC, der im Rahmen des EU-Projektes ECO in Deutschland

durchgeführt wird, behandelt das Thema “E-Learning-Projektmanagement in

Schulen”. Was würden Sie Lehrer empfehlen, die sich noch nicht mit dem

digitialen Lernen beschäftigt haben? Wie könnten sie sich vorbereiten?

“Zunächst ist es ratsam, sich die gängigen MOOC-Portale anzuschauen und mal hier

und da in einen MOOC zu interessanten und vergleichbaren Themen

hineinzuschnuppern. Da wir aber nicht nur von MOOCs als Vorbild sondern generell

auch ganz anderen medialen Bildungsformaten ausgegangen sind, kann ich auch

empfehlen, sich einfach zu fragen, was einen als MOOC-Macherin persönlich an der

Lehre fasziniert, welche Formate man sich z.B. im TV oder Netz ansieht und wie ich

die Vorteile anderer Formate für mich umwandeln und einbinden kann. ”